30 Jahre am Fraunhofer IIS. Was verbirgt sich dahinter?
Ich habe viele Entwicklungsstufen durchschritten: von der Projektmitarbeit zur Leitung von nationalen und internationalen Projekten bis zur Koordination von großen EU-Projekten. Eine meiner Hauptaufgaben ist die Akquise von neuen Projekten im Rahmen von Förderprogrammen auf regionaler, Bundes- oder EU-Ebene.
Zusätzlich habe ich eine Weiterbildung im Forschungsmanagement gemacht. Dabei ging es um das Thema, wie man mit Wissenschaft Innovationen vorantreiben kann. Und es ging um das Thema Intellectual Property Management, also hauptsächlich um Patente. Patente sind ein Instrument der Verwertung von Ideen und Lösungen, was für mich einen besonderen Reiz in meiner Arbeit darstellt.
Was hat Sie dazu bewegt, diesen Weg einzuschlagen?
Mich hat tatsächlich das Thema Raumfahrtforschung interessiert. Da wollte ich immer hin. Und auf Umwegen, wie etwa über die HF-Technik, wurde ich dann auch im Bereich Satellitennavigation tätig. Ich war sehr fasziniert von der Forschung im All. Ich wäre auch gerne Astronautin geworden. Als ich aber erfahren habe, wie die Bedingungen da oben waren, vor 30 Jahren in der Raumfahrt, da war es aus meiner heutigen Sicht doch besser, dass ich die Richtung Elektrotechnik eingeschlagen habe.
Welche Patente haben Sie eingereicht und auf welches sind Sie besonders stolz?
Um die Jahrtausendwende waren Satellitennavigation, Positionierung und Lokalisierungssysteme, auch für den Indoor-Bereich, ein großes Thema. Hier war ich bei fünf Patenten involviert. Eines habe ich dann über den gesamten Entstehungsprozess hinweg begleitet, von der Anmeldung bis zur Patenterteilung. Das war ein Basispatent für die RedFIR-Technologie zur Echtzeit-Auswertung von Live-Analysen, das wir über 20 Jahre mitbegleitet und im Außenraum vorangetrieben haben. 2019 haben wir dafür den Joseph-von-Fraunhofer Preis gewonnen.
Patente schreiben war für mich zunächst ein fremdes Gebiet und eine Herausforderung. Auch von der Sprache her, da man nicht unbedingt im Alltag "Patentsprache" spricht. Beim Schreiben einer Erfindungsmeldung lernt man, die Beschreibung von vorneherein so auszuarbeiten, dass man im weiteren Verlauf argumentativ darauf zurückgreifen kann. Eine sorgfältige Patentrecherche ist eine Grundvoraussetzung für diese Arbeiten.
Wofür schlägt Ihr Herz bei Ihrer Arbeit?
Neue Projekte zu akquirieren und aufzubauen. Also etwa folgendes Szenario: Wir haben eine bestimmte Technologie. Um sie weiter zu entwickeln, brauchen wir dafür ein Projekt, Finanzierung und Fördermöglichkeiten. Wie müssen wir diese Technologie weiterentwickeln? Welche Partner, welche Anwendungen könnten dazu passen? Aus diesen vielen Parametern heraus die Initiative zu ergreifen, Partner anzurufen, Förderprogramme zu suchen und mit den Projektträgern Kontakt aufzunehmen, immer mit dem Blick darauf, wie wir diese Technologie weiter in bestimmte Richtungen treiben können, zu validieren, was der Markt braucht, und ob vielleicht weitere Erfindungen und Patente möglich sind.
Welchen Rat würden Sie jungen Frauen geben, die vor der Wahl ihres Studienfachs stehen?
Wenn das Interesse und die eigene Motivation da sind, soll man sich nicht von möglichen gesellschaftlichen Vorurteilen bremsen lassen. Einfach machen. Ich glaube, das wäre mein Schlusswort: Einfach machen!
Das Interview führte Saskia McDonagh, Redaktion Fraunhofer IIS Magazin