Digitalisierung in der Medizintechnik: Fraunhofer IIS auf der MEDICA 2017
Erlangen/Düsseldorf: Das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS präsentiert auf der MEDICA 2017 das Mikroskopiesystem MCube zur automatischen Voranalyse von Malariaerregern, sowie optische 3D-Verfahren zur verbesserten Orientierung in endoskopischen Ansichten und ein Fitnessshirt mit integriertem EKG.
Weltweit 212 Millionen Malaria-Neuerkrankungen in 2015
Forscher des Fraunhofer IIS haben in einem multidisziplinären Gesamtprojekt ein computergestütztes System zur automatischen Aufnahme von Blutausstrichen und Detektion von Malariaerregern im sogenannten «Dicken Tropfen» entwickelt. Bei 212 Millionen Neuerkrankungen allein im Jahre 2015 kann MCube damit einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Krankheit leisten.
Denn anders als bei der herkömmlichen mikroskopischen Untersuchung, bei der mitunter eine hohe Anzahl von Sichtfeldern mit hohem Zeitaufwand durch einen Experten gesichtet wird, übernimmt hier das Mikroskopiesystem MCube eine Voranalyse der digitalisierten Bilddaten. Dabei werden alle vom System gefundenen potenziellen Malariaerreger übersichtlich am Bildschirm dargestellt. Lediglich diese Objekte sind vom Experten zu analysieren. Dieser Ansatz hat sich in Evaluierungsstudien mit weiteren im Bereich Malariadiagnostik arbeitenden Instituten als vielversprechend erwiesen. Zudem unterstützt die Digitalisierung der Blutausstriche und deren Archivierung durch MCube den Untersucher bei der Qualitätssicherung im Labor.
Minimalinvasive Chirurgie mit 3D-Panoramablick
Im Rahmen des Ende September 2017 abgeschlossenen Projekts «3DInMed» entwickelten Forscher des Fraunhofer IIS ein Verfahren zur stereoendoskopischen Panoramabildgebung in 3D. Das System verbessert die Möglichkeiten zur Sichtfelderweiterung und Bilddokumentation von minimal-invasiven chirurgischen Eingriffen. Die Entwickler nutzen dabei Methoden der digitalen Bildverarbeitung, sogenannte Stitchingtechnologien, um aus dem Bilddatenstrom eines stereoendoskopischen Eingriffs, 3D-Panoramabilder des Operationsfeldes zu generieren. Diese 3D-Bildpanoramen erlauben eine dynamische Sichtfelderweiterung des Stereoendoskops unter Beibehaltung des Tiefeneindrucks, so dass sich Mediziner besser orientieren und schneller navigieren können. Der nächste Schritt ist die echtzeitfähige Umsetzung des Verfahrens. Das Projekt wurde gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi),
Mehrkanal-EKG für den mobilen Einsatz
Mit dem »CardioSHIRT« entwickelte das Fraunhofer IIS eine textilintegrierte Sensorlösung für die diagnostische Elektrokardiographie (EKG). Das CardioSHIRT hilft dabei, Veränderungen der Herzkranzgefäße frühzeitig zu erkennen und Herzerkrankungen wirksam vorzubeugen, indem es das EKG mit bis zu 9 Messkanälen erfasst. Für die schnelle und sichere Diagnoseunterstützung liefert es medizinische Messdaten, die mittels Bluetooth an ein Smartphone übertragen werden. Mögliche Anwendungen liegen u.a. im Bereich der Leistungsdiagnostik, des Patientenmonitoring und der Schlafanalyse. Die Technologie wurde im Rahmen der vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie geförderten Pilotphase des Leistungszentrums Elektroniksysteme (LZE) entwickelt.
Fraunhofer IIS auf der MEDICA vom 13.–16. November 2017
Besucher können sich vom 13. bis 16. November auf der MEDICA 2017 in Halle 10, Stand G05 über den MCube und 3D-Panoramaendoskopie informieren, sowie auf der Wearable Technologies Show in Halle 15 Stand A23 über das CardioSHIRT.