Pressemitteilung

Forschungsprojekt »Mobiler Dorfladen« abgeschlossen: Leitfaden zur Digitalisierung der Nahversorgung im ländlichen Raum verfügbar

Die Idee eines mobilen, digitalen Dorfladens wurde von der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS entwickelt und im Forschungsprojekt gemeinsam mit der Steinwald-Allianz, angesiedelt im Landkreis Tirschenreuth, umgesetzt. Der »Mobile Dorfladen« beliefert die Bewohnerinnen und Bewohner mit Waren des täglichen Bedarfs und vernetzt so auch die örtlichen Anbieter regionaler Produkte mit der Bevölkerung. Nach Projektabschluss stehen nun die Ergebnisse als Online-Leitfaden für interessierte Kommunen, Bürgerinnen und Bürger sowie weitere Multiplikatoren der Digitalisierung zur Verfügung.

»Mobiler Dorfladen« in der Steinwald-Allianz: Nahversorgung mit Regionalprodukten und soziales Zentrum

Eine der großen Herausforderungen auf dem Land ist die Aufrechterhaltung der Versorgung mit Nahrungsmitteln. Bürgerinnen und Bürger müssen zunehmend weite Strecken zum nächsten Supermarkt zurücklegen, da kleine Läden in den Ortsmitten schließen. Die großen Supermärkte siedeln sich dagegen nur in den einwohnerreichen Orten bzw. an den Ortsrändern an. Im Rahmen des Projekts »Digitales Dorf« hat das Fraunhofer IIS gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE und der Steinwald-Allianz, einem Zweckverband aus 16 Gemeinden im Landkreis Tirschenreuth, ein lokales Belieferungskonzept entwickelt und den »Mobilen Dorfladen« ins Leben gerufen, der die Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs aufrechterhalten soll.

Dreh- und Angelpunkt des Projekts ist der »Mobile Dorfladen« selbst – ein ausgebauter, begehbarer Lkw mit umfassender digitaler Ausstattung wie z.B. einem Cloud-basierten Kassensystem. Ein weiteres zentrales Element ist die digitale Plattform, auf der die unterschiedlichen digitalen Komponenten zusammenlaufen: Online-Bestellung, Routenplanung, Warenwirtschaftssystem. Ein Online-Shop wird zukünftig ebenfalls in die Plattform eingebunden. Auch weitere digitale Komponenten lassen sich bei Bedarf an die Plattform anknüpfen.

Der »Mobile Dorfladen« fährt an sechs Tagen in der Woche auf festen Routen die jeweiligen Haltestellen in den Ortschaften der Steinwald-Allianz an. Dabei können Anwohnerinnen und Anwohner sowohl spontan einkaufen als auch bestellte Waren abholen. Auch eine Lieferung bis zur Haustüre ist möglich. Das Sortiment umfasst rund 400 Produkte. Um regionale Kreisläufe zu stärken, werden vorrangig Produkte regionaler Erzeuger angeboten.

Als begehbarer Supermarkt vernetzt der »Mobile Dorfladen« zurzeit ca. 42 Orte und Ortschaften, 11.000 Bürgerinnen und Bürger sowie 30 regionale Erzeuger und Verarbeiter in der Steinwald-Allianz. Mit den festen Routen hat sich der »Mobile Dorfladen« auch als soziales Zentrum etabliert: ein neuer wichtiger Treffpunkt für die Anwohnerinnen und Anwohner, die den Einkauf im begehbaren Lkw nutzen für Informationsaustausch und Kommunikation.
 

Kommunale Digitalstrategie – Projektergebnisse als Online-Leitfaden

Die Chancen der Digitalisierung im ländlichen Raum werden mit dem Gesamtvorhaben »Digitales Dorf Bayern« in fünf Modellprojekten erprobt. Die Initiative der Bayerischen Staatsregierung unter Federführung des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie hat zum Ziel, innovative Lösungen und Anwendungen zu entwickeln, um die Daseinsvorsorge aufrechtzuerhalten und den ländlichen Raum als Lebens- und Arbeitsraum wieder attraktiver zu machen. So wird an neuen digitalen Lösungen u.a. in den Lebensbereichen Nahversorgung, Medizin und Pflege, Bildung und Mobilität geforscht.

Das »Digitale Dorf Steinwald-Allianz« ist eines der Modellprojekte, das vom Fraunhofer IIS und dem Zweckverband Steinwald-Allianz betreut wurde und nun nach erfolgreich beendeter Förderlaufzeit von der Steinwald-Allianz weiter betrieben wird. Bereits im Modellprojekt hat sich »Mobile Dorfladen« über die Nahversorgung mit Regionalprodukten hinaus auch als sozialer Treffpunkt fest in der Region verankert.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden nun durch die Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services des Fraunhofer IIS als Online-Leitfaden anschaulich aufbereitet. Angereichert mit Best Practice-Beispielen, steht der Online-Leitfaden interessierten Kommunen, Bürgerinnen und Bürgern sowie weiteren Multiplikatoren der Digitalisierung unter https://s.fhg.de/Digitales-Dorf-Bayern-Leitfaden-Mobiler-Dorfladen zur Verfügung.

Dr. Andreas Hamper, Projektleiter »Mobiler Dorfladen« bei der Arbeitsgruppe für Supply Chain Services, zieht zum Projektabschluss folgendes Fazit: »Das Projekt hat gezeigt, dass innovative Versorgungslösungen helfen, gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu sichern. Hier gilt es, Lösungen gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und zugeschnitten auf die jeweilige Region zu erforschen und entwickeln. Die Erkenntnisse aus dem Modellprojekt ›Mobiler Dorfladen‹ fließen bereits in unsere weitere Forschung zur Digitalisierung in der öffentlichen Daseinsvorsorge ein, z. B. im Bereich Gesundheit und Pflege sowie Bildung und Mobilität.«

Hier schließt auch Prof. Dr. Alexander Martin, Institutsleiter des Fraunhofer IIS, an: »Die Beratung in der Digitalisierung im öffentlichen und privaten Sektor ist ein Baustein in der digitalen Transformation der Daseinsvorsorge für Lebensqualität und Teilhabe. Damit stärken wir zugleich die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit von Standorten und Regionen.«