Die Digitalisierung des Europäischen Kulturerbes stellt sowohl eine gewaltige Herausforderung als auch eine nie dagewesene Chance zur Erschließung vergessener, unerkannter und bisher unzugänglicher Wissensquellen dar. Angesichts der überwältigenden Fülle und Vielfalt bedarf es einer Systematik und optimierter Prozesse zur virtuellen Erfassung historisch bedeutsamer Objekte in Sammlungen und Museen. Demnach besteht hier beträchtlicher Bedarf nach methodischer, technischer und prozeduraler Entwicklung.
Andererseits lässt sich bereits heute absehen, dass eine massenweise Digitalisierung von naturkundlichen, kunst-, kulturwissenschaftlichen und technischen Sammlungen ein unabsehbar weites Betätigungsfeld für datenbasierte Forschung und die Wissenschaft eröffnen werden. Eine systematische Erfassung und Auswertung von Konvoluten, die bislang weltweit in den zahlreichen Magazinen, Lagern, Archiven und ähnlichem in einer Art Dornröschenschlaf liegen, wird vor allem mit Methoden des maschinellen Lernens bzw. der künstlichen Intelligenz erfolgen.
Ohne direkt physikalischen Einfluss auf kostbare, empfindliche und seltene Einzelstücke nehmen zu müssen, werden durch die digitale Vernetzung entstehende virtuelle Sammlungen eine völlig neue Qualität als Datenbasis und Untersuchungsgegenstand bieten. Beispiele für solche Objektklassen sind astronomische Fotografien aus dem späten 19ten und frühen 20sten Jahrhundert, medizinische Befunde und Biopsien seit der Aufklärung, Pflanzen- und Insektensammlungen aus den letzten 400 Jahren, Hölzer, die in Haushaltsgegenständen, Musikinstrumenten, Kunstwerken oder Möbeln verbaut wurden, wissenschaftliche Instrumente und Geräte wie Uhren, Ferngläser, Maßstäbe und Sextanten, Münzen, Kleidung, Schmuck usw. usf.
Bisher auf Grund der Vereinzelung und räumlichen Verstreuung der Objekte in aller Welt nicht erkannte Parallelen und Zusammenhänge werden in Folge der Digitalisierung ebenso aufgedeckt werden als auch signifikant verbesserte Statistiken ermöglicht. Die natur- und kulturwissenschaftliche Erkundung des Planeten und seiner Bewohner mittels der Anwendung von "Big Data"-Methoden auf historischen Sammlungen steht erst am Anfang.