Fünf Jahre Leistungszentrum Elektroniksysteme LZE: Transfer als Unternehmensphilosophie

13.12.2023 | Das LZE feiert Jubiläum

Das Leistungszentrum Elektroniksysteme feiert dieses Jahr fünfjähriges Bestehen. Die LZE-Initiative ist heute überregional bekannt für ihre Kompetenzen im Forschungstransfer. Zu Beginn musste Geschäftsführer Christian Forster noch viele Zweifel ausräumen. Eine Geschichte von Mut, Tatendrang, dem Lohn harter Arbeit und einem großartigen Team.

Christian Forster steht am Pult und beginnt mit seiner Rede. Der Forschungsmanager ist gerade bei der Vorstellung angekommen, da schnellt plötzlich eine Hand der anwesenden Fraunhofer-Mitarbeitenden in die Höhe: »Bist Du dieser verrückte Christian? Wir haben schon von dem Himmelfahrtskommando mit dem LZE gehört.« Christian Forster und die Menge lachen. Zu diesem Zeitpunkt kann sich niemand vorstellen, worauf er sich da eingelassen hat. Dafür sind sich einige sicher: Das wird nicht funktionieren. Ein halbes Jahr, dann macht der Laden wieder zu.

Fünf Jahre später sitzt der Geschäftsführer der LZE GmbH, dem kommerziellen Verwertungsarm des Zentrums, gutgelaunt in seinem Büro und erzählt diese Anekdote. Es hat sich viel getan in der Zeit. Da wäre beispielsweise die Mitarbeiteranzahl: Von drei auf rund zwanzig ist das Team gewachsen. Oder die weiteren fünf Tochterunternehmen des LZE, die teilweise in der Republik verteilt bereits heute zusätzliche Geschäftsgebiete erschließen und erfolgreich Umsatz generieren. Doch auch abseits nackter Kennzahlen ist einiges passiert. Um die Entwicklung nachzuvollziehen, muss man noch viel weiter zurück noch vor Gründung der LZE GmbH springen, in das Jahr 2015. »Albert Heuberger war als Institutsleiter des Fraunhofer IIS gestartet, und ich war als Referent tätig«, erzählt Christian Forster. Man sei sich einig gewesen, dass der Technologie-Transfer im Fraunhofer-Modell ein weiteres Standbein brauche. Damals bewilligte das Land Bayern eine entsprechende Finanzierung, mit dem frischen Geld wollte man etwas Neues probieren. Albert Heuberger warf das Leistungszentrum Elektroniksysteme als ein Pilotprojekt in den Raum. Die Idee: Auf Forschungstransfer setzen bei gleichzeitiger wissenschaftlicher Exzellenz. Von Anfang an mit im Boot sind zudem das Fraunhofer IISB und die Friedrich-Alexander-Universität.

Forschungstransfer leicht gemacht

Wirklich los ging es aber erst, als 2017 als Basis des LZE ein gemeinnütziger Verein, 2018 dann die LZE GmbH gegründet wurde. Damit war die Pilotphase beendet, am 1. März 2018 lösten die ersten Mitarbeitenden ihre Arbeitsverträge bei Fraunhofer auf. »Das war für uns das richtige Startdatum, weil es ab diesem Zeitpunkt für unser Gründungsteam wirklich ernst geworden ist. Davor war es eine Urkunde, ein Blatt Papier, auf dem ein Plan steht. Und dann ist plötzlich dein Arbeitgeber ein anderer.«

Anfangs dachten viele, Transfer mache Fraunhofer doch schon, auch Unis würden sich darum kümmern. Warum sollte man überhaupt mehr machen? »Mehr musst du machen, wenn du an die Grenzen deiner eigenen Organisation stößt«, antwortet Christian Forster. »Wenn wir über Transferprojekte sprechen, so adressieren wir möglichst immer Aufgaben, die jenseits der Möglichkeiten unserer Forschungspartner liegen«. So entstand schnell der Claim »Beyond Organizational Limits«. Transfer wird hier ganz bis zum Ende gedacht, der einfache Zugang zur Technologie ist das oberste Ziel. Verwirklicht sieht man dies im Shop, den das LZE aufgebaut hat, »ein extrem niedrigschwelliger Zugang. Ich ziehe eine Kreditkarte, gebe ein paar Zahlen ein, drücke auf Bestellen, und es gehört mir.« Üblich ist das in der Technologielandschaft nicht. Der Shop ist nicht nur ein Shop, sondern Symbol für diese Philosophie.

Die Folge ist ein Effekt, der auch die Forschung selbst verändert. »In dem Moment, in dem man für die Forschenden den kleinen heiligen Gral aufstellt: Es gibt jetzt die Möglichkeit, die eigenen Forschungsergebnisse unkompliziert in neue LZE-Produkte einzubringen, damit formuliert man ein griffiges und erreichbares Ziel, stellt ein Fähnchen auf«, merkt Christian Forster an. Nötig dafür ist ein klarer Fokus, was erreicht werden soll: »Nehmen wir einfach mal an, jemand hat eine Technologie erfunden, die erhitzen kann. Mit einer Erhitzungstechnologie kann Wasser erhitzt werden, können Haare getrocknet oder möglicherweise thermonukleare Reaktionen erzeugt werden. Was machen wir jetzt also mit dieser Technologie? Da kommt unser LZE-Team ins Spiel. Wir helfen den Forschern, einen Fokus zu finden und regen an, sich zu fragen: Was wäre denn jetzt die wichtigste, die beste Anwendung? Wo stiften wir mit unserem Ergebnis den größten Nutzen und wohin sollte diese weiterentwickelt werden?«

Mit Erfahrung und Teamarbeit den Kunden unter die Arme greifen

Bis man diese Expertise erlangte, bedurfte es viel harter Arbeit und den Aufbau eines eingespielten Teams – und zwar nicht nur innerhalb der LZE GmbH, sondern auch an den Instituten und der FAU. Und vielleicht auch den ein oder anderen Irrweg, wie der Leiter betont. »Wenn ich zurückblicke und überlege, wie wir unser Angebot früher kommuniziert haben, und wie das heute aussieht, ist da schon ein großer Unterschied.« Früher habe man sich viel zu breit aufgestellt und dadurch Kunden verwirrt. Diese wüssten schließlich selbst oft nicht, was genau sie letztendlich brauchen. Man müsse den Kunden helfen, herauszufinden, was zum jeweiligen Zeitpunkt der richtige Fokus ist, welches große Ziel man erreichen wolle: »Stell dir vor, du bist ein Lego-Verkäufer. Dann malst du das große Piratenschiff fertig aufgebaut draußen auf die Verpackung auf. Aber du machst nicht einen Screenshot aus den zehn Millionen Einzelteilen, die in der Packung sind, und sagst, das wird später mal ein Piratenschiff sein. Du zeigst ihnen das fertige Produkt.«

Mit dieser Expertise haben sich die LZE-Experten einen Namen gemacht, dessen Pull-Faktor sich auch in den namhaften Kunden und Projekten zeigt. Da wäre beispielsweise die Mioty-Technologie, die am Fraunhofer IIS entwickelt wurde und drahtlose Datenübertragung bietet, die hinsichtlich Skalierbarkeit, Kosteneffizienz, Reichweite, Übertragungssicherheit und Batterielebensdauer Grenzen verschiebt. »Unser Beitrag reicht da von der Verstärkung der Schlagkraft des IIS-Teams bis hin zum Mitaufbau der ganzen Mioty-Allianz, die inzwischen 40 Player beinhaltet. Diese investieren jedes Jahr erhebliche Mittel. Dort dabei zu sein, maßgeblich mitgestalten zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes.« Oder das Future-Retail-Projekt, das von Fraunhofer zusammen mit der Rid-Stiftung umgesetzt wird. Das LZE nimmt hierbei die Funktion eines Scharniers zwischen Institut und Stiftung ein: »Wir helfen dabei, dass Nadja Hoßbach-Zimmermann als Abteilungsleiterin mit ihrem Team eine gute Forschung machen kann, die Rid-Stiftung gute Ergebnisse erhält, und insgesamt rechtlich alles sauber aufgesetzt ist.« sagt Christian Forster. Darüber hinaus kümmere man sich um die Entstehung einer »kommerziellen Unit«, wie es der Leiter beschreibt. Diese könne dann unbürokratisch Einkäufe tätigen, Verträge abschließen oder weitere Partner einbinden, was für die anderen beteiligten Organisationen nicht ohne weiteres möglich ist. »Wenn sowas gelingt, dann liefert das LZE allen beteiligten Playern einen Nutzen.«

Für die Zukunft wünscht sich das Team am LZE, bei der Entstehung anderer Verwertungsstrukturen an Leistungszentren mitwirken und sie mit dem Know-how aus fünf Jahren LZE unterstützen zu können. Etwa zehn solcher Zentren können sich die Transfer-Profis im Rahmen der Fraunhofer-Gesellschaft vorstellen. Und in der Zwischenzeit? »Da wollen wir einfach nützlich sein und anderen Instituten helfen, Brücken bauen, und letztlich das Leben aller in der Technologieverwertung einfacher gestalten.«

Beitrag von Lucas Westermann, Redaktion Fraunhofer IIS Magazin

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