Power-Erfinderinnen am Fraunhofer IIS: Dr. Elke Roth-Mandutz - 5G kann noch besser werden

Dr. Elke Roth-Mandutz setzt Kreativität und Erfahrung in der Standardisierung ein, um den Mobilfunkstandard sicherer und energiesparender zu machen | 22.6.2023

Auf welches Patent sind Sie besonders stolz?

Eines meiner ersten Patente ist 2018 entstanden. Ich nahm an einem Standardisierungsmeeting für drahtlose Kommunikation teil und wurde von einer Kollegin im Backoffice unterstützt. Wir hatten uns speziell zum Thema Quality-of-Service für die Kommunikation zwischen Fahrzeugen bestens vorbereitet, fanden aber im Verlauf des Meetings heraus, dass unsere Ideen bereits durch ähnliche Vorschläge anderer Firmen abgedeckt waren. Gegen Ende des Meetings wurde eine neue Anforderung eingebracht: Zusätzlich zur Qualität sollte auch die Zuverlässigkeit beim Aufbau einer direkten Funkverbindung zwischen Fahrzeugen berücksichtigt werden. Dazu gab es in diesem Meeting keine Lösungsvorschläge – das war unsere Chance. Wir hatten nur wenige Wochen bis zum nächsten Meeting und mussten ein enormes Tempo vorlegen. Wir haben noch zwei erfahrene Kollegen hinzugezogen. Einer hielt sich jedoch zu diesem Zeitpunkt im Ausland auf. Durch die Zeitverschiebung gab es viele Nachtsitzungen, aber sie haben sich gelohnt. Wir hatten pünktlich zum nächsten Meeting eine Lösungsidee fertig. 

 

An wie vielen Patenten sind Sie beteiligt?

Es sind auf jeden Fall über 30. Seit 2017 bin ich am Fraunhofer IIS als Program Manager für die Standardisierung tätig und erstelle Patente für den Mobilfunkstandard 5G. Wobei wir immer im Team arbeiten. Die Erfahrung zeigt, dass Patente meist dann erfolgreich werden, wenn die Kreativität und das Fachwissen mehrerer Experten kombiniert werden. So kommt es, dass mein Name auf so vielen Patenten steht. 

 

Wie entsteht ein 5G-Patent?

Wir überlegen uns, was wir im Mobilfunkstandard der fünften Generation verbessern können. Dazu müssen wir den Standard sehr gut kennen. Wir schreiben Beiträge zu den jeweils aktuell diskutierten Themen für Standardisierungs-Meetings, nehmen aktiv daran teil, diskutieren mit internationalen Firmen wie etwa Ericsson, Qualcomm und Nokia, aber auch mit vielen kleineren Firmen und Forschungseinrichtungen. Unser Ziel ist es den 5G Mobilfunkstandard insbesondere auch für neue Anwendungen, wie im Automobilbereich und im industriellen Umfeld einsetzbar zu machen. 

  

Patente – welche Herausforderungen stecken dahinter?

Eine wirkliche Herausforderung ist, dass es fünf bis sechs Jahre dauern kann, bis ein Patent erteilt wird. In der Zeit durchforsten die Prüfer der Patentbüros die Datenbanken und man bekommt immer wieder Prüfbescheide mit Aussagen wie »dieser Aspekt der Patentidee ist weder neu noch erfinderisch«. Dann gilt es, die Prüfer in den Patentbüros davon zu überzeugen, inwieweit sich unsere Idee von z.B. bereits früher eingebrachten Patenten unterscheidet. 

 

Was bewegt Sie abseits Ihres Forschungsthemas?

Ein Thema, an dem wir am Fraunhofer IIS von Anfang an in der 5G-Standardisierung gearbeitet haben, ist die direkte Kommunikation zwischen Endgeräten, wie sie etwa bei Fahrzeugen zum Einsatz kommt, um die Sicherheit beim Fahren zu erhöhen und autonomes Fahren zu ermöglichen. Zu diesem Thema tauschen wir uns kontinuierlich mit der Automobilindustrie aus. Themen, wie sichere und zuverlässige Kommunikation und kontinuierlicher Datenaustausch, sind für zukünftige Fahrzeuge wesentlich.

Ein Thema, das ich für sehr wichtig halte und zu dem ich auch im Bereich Mobilkommunikation promoviert habe, ist die Energieeinsparung. Durch die dramatisch gestiegenen Energiepreise sind auch die Betreiber von Mobilfunknetzen sehr daran interessiert. Zusätzlich zu dem Nutzen der Nachhaltigkeit, ist der wirtschaftliche Aspekt für Mobilfunkbetreiber von großer Bedeutung. So wurde Nachhaltigkeit in unserer Abteilung ein weiteres wichtiges Thema, das wir in die Standardisierung verfolgen und bei Forschungsprojekten einbringen.

 

Was würden Sie einer jungen Frau raten, die gerade einen Studiengang wählt?

Der Ingenieursbereich und die Informatik bieten die Chance, sich durch Themen wie z. B. Windkraft, Solarenergie oder Energiespeicher für erneuerbare Energie, der großen Herausforderung unserer Zeit zu stellen – dem Klimawandel. Bei diesem wichtigen Zukunftsthema können Frauen einen wertvollen Perspektivwechsel einbringen und damit viel bewegen. 

 

Auf welche große wissenschaftliche Frage hätten Sie gerne eine Antwort?

Wie können wir die Klimaerwärmung ohne allzu dramatische Einschnitte für uns Menschen jetzt und in der Zukunft in den Griff bekommen? 

 

Das Interview führte Saskia McDonagh, Redaktion Fraunhofer IIS Magazin

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