Die sich vollziehende Digitalisierung unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft prägt unsere Gegenwart. Als Forschungsinstitut schaffen wir insbesondere im Rahmen unseres Leitthemas »kognitive Sensorik« die technologischen Grundlagen für die digitale Transformation. Albrecht Fritzsche arbeitet am Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik 1 der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, mit dem wir eng kooperieren. Als Mathematiker verfügt er über eine profunde Innensicht zur Digitalisierung. Als Philosoph nimmt er aber auch das große Ganze in den Blick. Dazu wollten wir mehr wissen. Wir sprachen mit ihm über seine Einschätzungen dazu, wie die digitale Transformation unsere Gesellschaft verändern wird, wie Mensch und Technik zukünftig interagieren und welche Verantwortung wir bei dieser Entwicklung tragen.
Herr Fritzsche, die Digitalisierung löst gesellschaftlich verschiedene Emotionen aus. Manche Menschen befürchten, dass Jobs verloren gehen oder dass die Privatsphäre zunehmend weniger geschützt ist. Woher kommen diese Ängste, können Sie sie verstehen und wie kann man ihnen begegnen?
Jede wichtige gesellschaftliche Entwicklung sollte kontrovers diskutiert werden. Das ist ja das Schöne an einer Demokratie, dass man nicht alles einfach so hinnimmt, sondern kritisch hinterfragt. Was mir auffällt, ist allerdings, dass diejenigen, die tatsächlich von der Digitalisierung betroffen sind, viel weniger Bedenken darüber äußern als Medien und Interessenvertreter. Wenn ich die Menschen auf der Straße beobachte und sehe, wie sie ihre Smartphones nutzen, dann habe ich den Eindruck, dass sie sehr unbefangen mit der Digitalisierung umgehen. Ich weiß also gar nicht, ob das Thema die Menschen wirklich so sehr berührt oder ob wir hier eher einen intellektuellen Diskurs mit uns selbst führen und das dann auf die Leute von der Straße draufprojizieren.