Das föderale Europa braucht ein föderales Datenmanagement
Ein gemeinsam betriebenes und doch regional souveränes System soll die Basis werden für ein verantwortungsvolles und innovatives Datenmanagement von Wirtschaft, Organisationen und Verwaltung. »Föderale Strukturen im Datenmanagement« heißt das Positionspapier, das der Fraunhofer Cluster of Excellence Cognitive Internet Technologies CCIT Anfang Juni 2021 veröffentlicht hat. Prof. Alexander Martin, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS, wirkte federführend mit bei der Erstellung des Dokuments und der darin enthaltenen Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft.
Innovatives und verantwortungsvolles Datenmanagement als Chance für Deutschland und Europa
Das Positionspapier knüpft an die Datenstrategie der Bundesregierung und an das europäische Projekt GAIA-X an. Diese legen Grundlagen für eine vernetzte und offene Datenversorgung und -nutzung in Europa. Was ihnen aber fehlt, ist nach Martins Meinung eine Übersetzung in eine physische und regionale Infrastruktur. »Wir brauchen ganz konkrete Anwendungen, an denen wir Technologien und Lösungen zum Datenmanagement entwickeln und betreiben«, sagt Martin. »Dabei geht es darum, dass wir die Hoheit nicht an Unternehmen oder staatliche Organisationen abgeben, sondern dass die Beteiligten gemeinsam Lösungen finden. Diese sollen auf in Europa geltende Werte wie Datenschutz, Transparenz und Offenheit aufsetzen. Da Europa föderal organsiert ist, brauchen wir auch ein dafür maßgeschneidertes Datenmanagement.«
Regional nutzen, föderal profitieren
Ein föderales Konzept für das Datenmanagement hält Daten physisch innerhalb einer Region vor, erlaubt gleichzeitig aber eine Zusammenarbeit hinweg. »Um das zu erreichen, müssen wir die Strategie der Bundesregierung in den drei Punkten Infrastruktur, Datennutzung und Datenkompetenz ergänzen«, erläutert Martin.
In dem Konzept findet die gesamte Datenverarbeitungskette Berücksichtigung, von der Aufnahme der Daten über die Übertragung und die Speicherung bis hin zur Datenanalyse und -verwertung sowie zur Wiederverwendung von Daten. Ziel ist es, Vertrauen und Akzeptanz für diese Form des Datenmanagements zu erreichen, Anwendungen zu unterstützen und eine positive Wirkung auf Wirtschaft und Gesellschaft zu entfalten. »Wir müssen in angewandte Forschung investieren, in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen, um den Weg frei zu machen für ein verantwortungsvolles und innovatives Datenmanagement in Europa«, davon ist Martin überzeugt.
Über den Fraunhofer CCIT
Im Fraunhofer Cluster of Excellence Cognitive Internet Technologies CCIT arbeitet die Fraunhofer-Gesellschaft an kognitiven Internet-Technologien für eine agile, flexible und wettbewerbsfähige Wirtschaft und Gesellschaft. Dazu bündelt der Fraunhofer CCIT die Kompetenzen von über 20 Fraunhofer-Instituten aus der Mikroelektronik, der Informations- und Kommunikationstechnik und der Produktion. Die gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten konzentrieren sich in drei Forschungszentren auf die Technologiefelder IoT-Kommunikation, vertrauenswürdige Datenräume und Maschinelles Lernen.
Das Positionspapier »Föderale Strukturen im Datenmanagement«