Tee-Herstellung: Mischen von Rohstoffen mit schwankenden Qualitäten
Bei der Martin Bauer Group sind es keine Produktionsfehler, die es zu vermeiden gilt, sondern aus Rohstoffen mit schwankenden Eigenschaften sollen Produkte mit gleichbleibender Qualität hergestellt werden. Die Gruppe produziert Kräuter- und Früchteteemischungen für Supermärkte und Apotheken. Da die Inhaltsstoffe der pflanzlichen Rohstoffe variieren, gestaltete sich die Lager- und Produktionsplanung der Martin Bauer Group sehr zeitaufwendig. Gelöst haben wir dieses Pooling-Problem der Tee-Mischungen mit einer Optimierungssoftware, die Lagerbestände, Lagerdauer, Laboranalytik, Zwischen- und Endprodukte sowie die jeweiligen unterschiedlichen Qualitätsanforderungen der Kunden berücksichtigt. Die Disponenten können jetzt mit der Lösung, die von Forschenden unserer Arbeitsgruppe und der FAU Erlangen-Nürnberg gemeinsam entwickelt wurde, schnell verschiedene Szenarien durchspielen, die sonst zu viele Kombinationen haben, um vom Menschen allein gelöst zu werden. Nicht nur bei Tee tritt diese Art Problem auf, sondern in vielen anderen Bereichen der Lebensmittelindustrie sowie der industriellen Fertigung.
OBER: Optimale Bestandsplanung quantifiziert Unsicherheiten von Prognosen
Out-of-Stock heißt es in letzter Zeit öfter. Holz, Badarmaturen, Gemüsedosen oder Toilettenpapier sind gerade dann nicht auf Lager, wenn Kunden kaufen wollen. Andererseits blockieren nicht abgefragte Waren wertvolle Flächen. Bislang werden meist sehr simple Prognosen basierend auf dem Durchschnitt des bisherigen Absatzes genutzt, die aber mit Unsicherheiten behaftet sind. Wir verknüpfen im Forschungsprojekt OBER speziell für den Bereich Großhandel Prognosen mit mathematischer Optimierung, die auch Restriktionen wie den besten Preis, Lagerflächen oder finanzielle Mittel berücksichtigt. Die von uns entwickelte KI quantifiziert zudem die Unsicherheit der Vorhersage. Sie ermittelt für Disponenten die bestmögliche Handlungsstrategie auch für Waren, die erst in einigen Monaten bestellt werden.
AutoML – automatische Auswahl des immer besten Modells
Das am besten passende mathematische Verfahren für die jeweilige Anwendung zu finden ist zeitaufwendig. Hier greifen wir auf AutoML (automatisiertes Maschinelles Lernen) zurück. Wir verwenden ein Dachmodell, das die verschiedenen Algorithmen automatisch analysiert und eigenständig das geeignetste Modell auswählt. Mit Online-AutoML ist zudem eine laufende Überprüfung möglich, ob das gerade verwendete Modell weiterhin das beste ist. Denn wenn die Produktion plötzlich das Rezept für Lebkuchen ändert oder ein anderes Automodell gefertigt wird, kann ein anderer Machine-Learning-Algorithmus besser sein. AutoML kann also in vielen Bereichen vielfältig eingesetzt werden. Denn die Abstraktion auf mathematischer Ebene gelingt für viele Anwendungen.