Förderer, Stifter, Business Angel – Dr. Karl Weick im Interview

1. Februar 2022 | Förderer, Stifter, Business Angel – Dr. Karl Weick im Interview

Dr. Karl Weick ist langjähriger Unterstützer des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS. Mit dem Stiftungsfonds Weick, den er zusammen mit seiner Frau gründete, spendet der erfolgreiche Geschäftsmann jährlich Beträge an das Fraunhofer IIS und hat mehrere Preisausschreibungen innerhalb des Instituts finanziert. Abseits davon engagiert er sich auch für zahlreiche andere Projekte, Ideen und Menschen. Wir sprachen mit ihm darüber, wie es zu diesem besonderen Engagement kam und was Karl Weick mit seinem Stiftungsfonds in Zukunft fördern möchte.

 

Herr Dr. Weick, Sie blicken auf ein sehr erfolgreiches Berufsleben zurück. Was waren Ihre wichtigsten Stationen?

Ich stamme aus einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Weinbau in Worms. Zunächst habe ich ein Weinbau-Ingenieur Studium in Geisenheim absolviert und hatte damals auch die Idee, in der Branche zu bleiben. Als das Studium dann zu Ende ging, habe ich festgestellt, dass mich das Fach Marketing besonders interessiert. Also habe ich mich dazu entschlossen, das zu vertiefen und habe an der Universität in Gießen Agrarwissenschaft und BWL studiert und promoviert.

 

Daraufhin war ich über 30 Jahre bei BASF in der Produktentwicklung und der Anwendungsberatung tätig, einschließlich 15 Jahre Marketing- und Vertriebsleiter in diesem Bereich. In den letzten vier Jahren bei BASF kümmerte ich mich um das CRM/e-commerce. In dieser Zeit merkte ich bereits, dass ich nach der Pensionierung all meine Erfahrungen, angefangen von Produktentwicklung und Anwendungsberatung über Marketing und Vertrieb bis hin zu e-commerce gerne an junge Menschen weitergeben würde. Durch Zufall kam ich nach der Pensionierung zum Netzwerk Nordbayern, dem heutigen BayStartup, bei dem die Fraunhofer-Gesellschaft ja auch engagiert ist.

 

Beim Netzwerk Nordbayern waren Sie neben einer Tätigkeit als Juror auch als Business-Angel tätig. Können Sie uns beschreiben, was genau das bedeutet?

Das Ziel des Netzwerks Nordbayern und heutigen BayStartups ist es, junge Gründerpersönlichkeiten zu unterstützen. Als Juror habe ich dort über 130 Businesspläne bezüglich Marketing und Vertrieb bewertet. Es war hochspannend für mich, zu sehen, was sich bei jungen Menschen, die zum Beispiel gerade von der Universität kommen, so tut. Bei etwa zehn Unternehmen, war ich als Business Angel tätig: Ich habe also über einfaches Coaching hinaus mit Know-how und finanzieller Unterstützung an den Unternehmen mitgewirkt. Drei Unternehmen begleitete ich sogar noch etwas länger als Gründer bzw. Mitgründer.

 

Im Laufe meiner Tätigkeit beim Netzwerk Nordbayern begegnete ich vielen fantastischen Ideen: Beispielsweise einem 24-jährigen Entwickler einer Indoor-Navigation, die damals bahnbrechend war. Was er jedoch an technischem Know-how hatte, fehlte ihm in Marketing- und Vertriebskenntnissen. Dort konnte ich ihn unterstützen. In dieser Zeit hörte ich von einem ähnlichen Projekt am Fraunhofer IIS. Die technologischen Inhalte zu unserer Indoor-Navigation wiesen große Ähnlichkeiten auf – letztlich ergab sich daraus mein erster Kontakt zum Fraunhofer IIS.

Aus diesem ersten Kontakt entstand danach eine langjährige Beziehung. Was begeistert Sie an der Fraunhofer-Gesellschaft?

Je mehr ich mich mit der Fraunhofer-Gesellschaft beschäftigte, desto mehr fiel mir auf, dass das eine riesige Denkfabrik ist, ein beeindruckender Store von Ideen und Lösungen, die zum Beispiel auch Startups effizient nutzen können. Seit dem Kontakt mit dem Fraunhofer IIS wusste ich um diese Qualität. Und wenn ich zukünftig mit jemanden zusammenarbeitete und wir merkten: Wir stoßen technologisch an unsere Grenzen, uns fehlen die Ressourcen, um unsere Ideen weiterzuentwickeln – dann wendeten wir uns zusammen an die Fraunhofer-Gesellschaft, gingen in diese große Denkfabrik und fragten: Habt ihr etwas in einer Schublade, dass uns weiterhelfen könnte? Ich muss sagen: Ich bin nie ohne Antwort rausgegangen.

Nach Ihrer Tätigkeit beim Netzwerk Nordbayern gründeten Sie zusammen mit Ihrer Frau den Stiftungsfonds Weick. Wie genau kam es dazu?

Nach den fast 15 Jahren beim Netzwerk Nordbayern ging ich auf die 70 zu und sagte mir »das war wunderbar, aber es reicht dann auch«. Die Arbeit vom Fraunhofer IIS aber, die ich so fantastisch erlebt habe, die wollte ich auch danach in ihrer Entwicklung unterstützen. Also gründete ich zusammen mit meiner Frau eine Stiftung zugunsten des Fraunhofer IIS in Erlangen – den Stiftungsfonds Weick "Freunde der Wissenschaft - Freunde von Fraunhofer". Die jährlichen Erträge des Fonds gehen seitdem an das Institut. Später allerdings war ich aufgrund der allgemeinen Zinsentwicklung nicht mehr so zufrieden mit diesem Modell.

Also rief ich damals Prof. Albert Heuberger an und teilte ihm mit, dass ich nach den vielen Projekten, die ich in guter Zusammenarbeit mit Fraunhofer realisieren konnte, das Fraunhofer IIS gerne noch anderweitig finanziell unterstützen würde. Er war begeistert von der Idee und wir waren uns schnell über alle Modalitäten einig. Das Konzept, das Albert Heuberger mir vorschlug, war, einerseits anwendungsorientierte Lösungen, die einen großen Markterfolg versprechen, zu prämieren, andererseits auch einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, die sich mit ihren Leistungen besonders im Haus hervorgetan haben. Daraus entstand also der Fraunhofer-Preis am Institut.

Wie sieht die Zukunft Ihrer Stiftung aus?

Inzwischen haben wir eine Zustiftung in sechsstelliger Euro-Größe auf den Weg gebracht, der im Rahmen der Fraunhofer-Zukunftsstiftung in München etabliert ist. Zudem haben wir zusätzlich vereinbart, dass jährlich ein Betrag in das sogenannte Verbrauchbare Vermögen gestiftet wird – was für die Fraunhofer-Gesellschaft zusätzlich interessant ist, weil dieser Betrag beispielsweise innerhalb von fünf Jahren direkt in laufende Projekte investiert werden kann. In Zukunft wünsche ich mir, noch mehr Spender und Spenderinnen für unseren Stiftungsfonds zu finden und so noch viele interessante Ideen, Menschen und Projekte bei Fraunhofer unterstützen zu können.

Herr Dr. Weick, wir danken Ihnen und Ihrer Frau herzlich für Ihr Engagement für das Fraunhofer IIS und die Fraunhofer-Gesellschaft und dieses interessante Gespräch.

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