Vorteile von Feldrobotern
Schon in Anwendung ist ein solches maßgeschneidertes System beispielsweise beim BlueBob-Roboter, der vom Fraunhofer IIS gemeinsam mit dem Saatzuchtunternehmen Strube D&S GmbH entwickelt wurde. BlueBob ist auf Unkrautbekämpfung im Zuckerrübenanbau spezialisiert. Mithilfe von Multispektralkameras erfasst er alle lebenden Pflanzen auf dem Feld. Daraufhin werden die Bilddaten in Echtzeit durch künstliche Intelligenz analysiert, in Rüben und Unkraut klassifiziert, und sofort das Unkraut mit statischen und aktiven Hackwerkzeugen entfernt. So schafft er etwa 0,5-1 Hektar Fläche die Stunde, autonom und zuverlässig. Diese Methode ist konventionellen Lösungen klar überlegen; Oliver Scholz betont: »Der Vorteil besteht darin, dass das Unkraut gleich wieder die Nährstoffe an den Boden zurückgibt, da es auf dem Ackerboden zurückgelassen werden kann und dort vergeht. Wenn es wie üblicherweise mit Pestiziden behandelt würde, dann ist der Nährstoff, den die Pflanze darstellt, für den Boden verloren.« So vermeidet man darüber hinaus, gegen den durch Unkraut hervorgerufenen Nährstoffentzug im Boden mit vermehrter Düngung reagieren zu müssen. Währenddessen kann der Landwirt die Ergebnisse auf dem Tablet kontrollieren – im Gegensatz zum Menschen kann der Roboter das Feld rund um die Uhr bearbeiten, nur unterbrochen von kurzen Stopps bei der Ladestation. Neben der Unkrautbekämpfung sind weitere Anwendungsszenarien möglich, beispielsweise das sogenannte Precision Weeding und Precision/Spot Spraying. Bei dieser Lösung werden Pflanzenschutzmittel oder Bewässerung präzise aufgebracht, nachdem mittels Sensorik bedürftige Pflanzen identifiziert wurden.
In der Landwirtschaft gelten dabei eigene Größenordnungen: Schon 1% mehr Ertrag würde bei einer Menge von 4,3 Millionen Tonnen (die deutsche Zuckerproduktion im Jahr 2020/21) 43.000 Tonnen Mehrertrag bedeuten. Blickt man weiter in die Zukunft, wäre ein Szenario denkbar, bei der Feldroboter große Teile der Arbeit auf dem Feld erledigen, wodurch auch die Natur immens profitieren würde. Oliver Scholz spricht von Robotern, die per Solarstrom geladen werden, sich in großen Hallen mit den nötigen Mitteln oder Wasser ausstatten, auf das Feld fahren und sich letztlich individuell um jede einzelne Pflanze kümmern: »Ich könnte mir vorstellen, dass ein großer Roboter herumfährt und jätet und analysiert. Und wenn es Probleme gibt, alarmiert er einen kleineren Roboter, der sich den Problembereich in Ruhe noch mal anguckt. Dieser kann daraufhin kranke Pflanzen mit Medikamenten behandeln oder notfalls auch hacken, bevor sie andere Pflanzen anstecken.« Anstatt also mit chemischen Mitteln hektarweise Pflanzen zu behandeln, werden die Probleme gezielt gelöst. Das schützt das Grundwasser und führt zu einer höheren Lebensmittelqualität, ohne die Resistenz von Schädlingen und Krankheiten zu stimulieren.
Die Analogie zur Massentierhaltung liegt nahe: »Man sieht es bei der Tierhaltung. Wenn allen Tieren präventiv Antibiotika gegeben werden, damit sie nicht krank werden, hat dies gravierende Folgen auf antibiotikaresistente Keime. Behandelt man kranke Tiere einzeln, entfällt dieses Problem.« Hinzu kommt, dass Roboter Hindernisse auf Feldern einfach umfahren können. Mit Traktoren stellt dieses Vorgehen einen großen Aufwand dar. So entstehen keine Anreize, Felder in riesige, rechteckige Monokulturflächen zu zerlegen, sondern kleinere Waldstücke und Sträucher auf Feldern zu erhalten, was der Bodenerosion entgegenwirkt.