Die Expertin für Audiotechnologien im Fahrzeug, Eva Hasenberger, entwickelt mit ihrem Team Algorithmen, die aus Stereo-Content Surround-Sound oder 3D-Audio machen. Das Fraunhofer Förderprogramm TALENTA unterstützte sie dabei Leitungsaufgaben zu übernehmen. Als Projektleiterin engagiert sie sich für Diversität und die Förderung von Frauen in MINT-Fächern.
Woran arbeitest du gerade und wie bist du dazu gekommen?
Mein Thema ist unter anderem die Entwicklung von Audiotechnologien im Fahrzeug. Zum Beispiel sogenannte Upmix-Algorithmen, die aus Stereo-Content Surround-Sound oder 3D-Audio machen. Oder Algorithmen, die den Komfort im Fahrzeug erhöhen, zum Beispiel durch den Ausgleich von Lautheitsunterschieden beim Umschalten verschiedener Quellen. Ich bin verantwortlich für die softwareseitige Umsetzung der Fahrzeugdemonstratoren. Das sind Fahrzeuge, die unsere Audiotechnologien als Software implementiert haben. Im Laufe der Zeit sind Projektleitung und -koordination hinzugekommen. Dieser Übergang vom Fachlichen zum Koordinativen macht mir besonders Freude, da ich meine Leidenschaft für die Software-Entwicklung mit meiner Fähigkeit zur Organisation verbinden kann.
Gab es ein besonderes Ereignis, das deine Leidenschaft für Wissenschaft auslöste?
Ich bin ein kreativer Mensch mit einem ausgeprägten Interesse an technischer Innovation. Ein wesentlicher Auslöser, meinen Weg in die Wissenschaft einzuschlagen, war meine Leidenschaft für Musik und Audio und mein Interesse daran, die technische Seite dahinter zu begreifen: Wie wird Musik produziert und wie werden Aufnahmen vertont? Wie funktioniert die Weitergabe in Form von Audioformaten? Meine Bachelorarbeit befasste sich mit Sounddesign von Bedienelementgeräuschen im Fahrzeug, während die zweite Arbeit die Auralisierung von Fahrzeugsoundsystemen auf Kopfhörern untersuchte. Beide Themen waren technisch anspruchsvoll und eng mit Musik verbunden.
Welches Karriereziel hast du mit deiner Teilnahme an TALENTA verfolgt?
Zu Beginn meiner Karriere am Fraunhofer IIS war ich unentschlossen, ob ich die Fachlaufbahn einschlagen oder Leitungsaufgaben übernehmen möchte. Durch TALENTA konnte ich beides erkunden, entsprechende Aufgaben übernehmen und dadurch herausfinden, welche Richtung besser zu mir passt. Letztendlich habe ich mich dazu entschieden, Leitungsaufgaben zu übernehmen und konnte mich hier positionieren. Als Projektleiterin gestalte ich die Arbeitsprozesse und das Arbeitsklima im Team mit.
TALENTA – was ist der Mehrwert für dich und deine Forschungsarbeit?
TALENTA war sehr hilfreich, weil ich durch das Zeitbudget Freiräume hatte, um meine Forschungsarbeit voranzutreiben. Ich eigne mir gerne Wissen an und nutzte TALENTA für Weiterbildungen in meinen wichtigen aktuellen Forschungsthemen: Signalverarbeitung, Deep Learning, neuronale Netze. Dieses vertiefte Fachwissen ist für eine Leitungsaufgabe wichtig, weil man in der Arbeitswelt oft verschiedene Projekte hat, aber wenig Zeit, sich nebenbei weiterzubilden.
Welche Förderungen hast du persönlich in deiner wissenschaftlichen Karriere erlebt?
Es ist enorm wichtig, dass Führungskräfte erkennen, wenn Mitarbeitende Entwicklungspotenzial zeigen, ihnen Freiräume dafür geben und ihre Weiterbildung unterstützen. Meine Führungskraft hat mich in meiner Entwicklung stets unterstützt und mir die nötige Zeit zur Verfügung gestellt. Der Impuls, mich für das TALENTA-Programm zu bewerben, kam aus der Personalentwicklung am Fraunhofer IIS. Eine Mitarbeiterin hat mein Potenzial erkannt und mich für das TALENTA Entwicklungsprogramm empfohlen. Darüber hinaus hat sie mich auch auf das josephine® Mentoring-Programm aufmerksam gemacht, in dem ich selbst als Mentorin tätig wurde. Aktuell nehme ich am Mind-to-Mind Programm teil. Hier kommen Mitarbeitende, die Interesse an Führung haben oder schon eine Führungsposition in Aussicht haben, mit erfahrenen Führungskräften in den Austausch.
Welche Möglichkeiten, sich zu engagieren und an aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu arbeiten, gibt es in deinem Forschungsbereich?
Der MINT- und Wissenschaftsbereich ist nach wie vor sehr männerdominiert aufgestellt. Das zeigt sich auch in unserem Team. Ich bin die einzige Frau und aktuell sind alle Teammitglieder deutschsprachig. In meiner Rolle als Scrum Master sowie in meinen projektleitenden Tätigkeiten achte ich daher auf eine aufgeschlossene Kommunikation im Team und eine gelebte Offenheit für Gender Diversity, Inklusion sowie Gleichberechtigung. Außerhalb meines Teams setze ich mich für die Förderung von jungen Frauen im MINT-Bereich ein, wie etwa über das josephine® Mentoring-Programm.
Das Interview führte Saskia McDonagh, Redaktion Fraunhofer IIS Magazin