10 Jahre TALENTA - Julija Lucic: Nachhaltigkeit durch sensorgestützte Sortierung

Serie: 10 Jahre TALENTA - Interview mit Julija Lucic, Wissenschaftlerin im Bereich Röntgentechnik | 04.03.2024

Sensorgesteuerte Sortierung für eine Kreislaufführung von Materialien: Die Erkennung von werthaltigem Material auf Leiterplatten ist eines der Themen, das Julija Lucic zum Forschen antreibt. In der Gruppe Sortier- und Laborsysteme am Entwicklungszentrum Röntgentechnik EZRT konzentriert sie sich auf Sortiersysteme zur Materialunterscheidung mithilfe von Röntgentechnik. »Hier wird Mehrenergie-Röntgentechnik eingesetzt, um detailliertere Informationen über die untersuchten Objekte zu erhalten. Wir sortieren vor allem in den Bereichen Recycling, Lebensmittelsicherheit und Bergbau«, erklärt Julija Lucic. Das TALENTA-Programm hat ihr geholfen, ihre Stärken weiterzuentwickeln.

Auch direkt an der Mine kann sensorgestützte Sortierung eingesetzt werden. »Bei der Gewinnung von Kupfer, einem der am meisten genutzten Werkstoffe in unserem alltäglichen Leben, ermöglicht die sensorgestützte Sortierung die frühzeitige Erkennung von Gestein mit minimalem Kupfergehalt, dem sogenannten tauben Gestein. Dadurch kann ein umweltverträglicherer Abbau erfolgen. Das haben wir im Projekt Rewo-Sort erprobt. Durch die sensorgestützte Sortierung wird im Bergbau der Bedarf an Energie und Wasser reduziert, da wertloses taubes Gestein nicht zerkleinert, abtransportiert und prozessiert werden muss«, so Julija Lucic.

Die Wissenschaftlerin im Bereich Röntgentechnik unterstützt die Gruppen des Entwicklungszentrums Röntgentechnik EZRT auch bei der Beantragung von öffentlichen Drittmitteln in nationalen und internationalen Förderprogrammen. Sie spricht mit spürbarer Begeisterung: »Die Beantragung von Fördermitteln erfordert viel Kommunikation und einen guten Überblick über die Tätigkeiten in der Gruppe und auch im Bereich EZRT –  das liegt mir. Beim Filtern der Bekanntmachungen stellt sich zunächst die Frage: Was können wir hier beitragen? Danach wird eine Idee ausgearbeitet und entsprechende Partner aus Industrie und Forschung für das Vorhaben akquiriert. Während des gesamten Prozesses ist eine Abstimmung mit den jeweiligen Projektträgern essenziell für die erfolgreiche Antragstellung. Ich bilde dabei so etwas wie die Schnittstelle zwischen den Projektpartnern und dem EZRT zum Projektträger. Diese Aufgabe ist  vielseitig und erfordert sowohl technisches Verständnis als auch die Fähigkeit, Expertise und Wissen aus verschiedenen Disziplinen zusammenzufügen und miteinander zu verknüpfen.«

 

Sieben Jahre sind seit deiner Teilnahme am TALENTA-Programm vergangen, wie blickst du darauf zurück?

In meinem ersten Jahr als wissenschaftliche Mitarbeiterin war ich stark mit meiner beruflichen Ausrichtung beschäftigt. In meinem Medizin- und Informationstechnik Studium habe ich die Grundlagen erworben, um auch im Anwendungsfeld industrielle Röntgentechnik arbeiten zu können. Durch TALENTA start hatte ich die Möglichkeit, mich auszuprobieren und herauszufinden, wo meine Interessen und Stärken liegen: Laborarbeit? Algorithmenentwicklung? Projektleitung? Die große Bandbreite meiner Tätigkeiten hat mich gut für die komplexen Herausforderungen meiner aktuellen Aufgaben gerüstet und ich konnte viele Erfahrungen sammeln, daraus lernen und mich weiterentwickeln.

 

Wie sind deine beruflichen Perspektiven und Zukunftspläne?

Ich nehme dieses Jahr am Prädikatsprogramm »Fraunhofer-Forschungsmanager/in« teil, um meine Kompetenzen in Richtung Netzwerkgestaltung und Strategie sowie Innovations-, Transfer- und Verwertungsmanagement weiterzuentwickeln. Durch den institutsübergreifenden Austausch zu aktuellen gesellschaftlichen und technischen Herausforderungen baue ich zudem mein Fraunhofer-weites Netzwerk aus und stärke bereits bestehende Verbindungen. Ich möchte zukünftig in noch stärkerem Maße zu einer strategischen Technologieentwicklung innerhalb meiner Fachabteilung sowie des gesamten Forschungsbereichs beitragen.

 

TALENTA - Was ist der größte Mehrwert für dich und deine Forschungsarbeit?

Bei dem TALENTA-Förderprogramm stehen die persönliche Entwicklung und die berufliche Karriere im Mittelpunkt. Der größte Mehrwert des Programms ist für mich die Vernetzung. Jede von uns TALENTAs bringt unterschiedliches Fachwissen mit und durch unser Fraunhofer-weites Netzwerk und den Austausch miteinander haben wir alle Zugang zu diesem enormen Wissenspool. Als Alumna sehe ich meine Rolle auch als Ratgeberin für die aktuellen Teilnehmerinnen, um sie bei Fragen zu unterstützen.

 

Was treibt dich zum Forschen an?

Mich faszinieren die Möglichkeiten, die sich durch den Einsatz von Röntgentechnik bieten und welche Fragestellungen damit gelöst werden können. Die Anwendungen sind vielseitig und spannend: Von der Lebensmittelsicherheit durch Erkennung von Fremdkörpern bis zur Erhöhung der Recyclingquote von bestimmten Materialien durch eine bessere Trennschärfe in der Sortierung ist die Bandbreite sehr groß. Der Antrieb besteht dabei darin, zur Lösung aktueller Herausforderungen beizutragen oder bestehende Lösungen zu verbessern. Mich beeindruckt auch Röntgentechnik im Allgemeinen, da das Innere von Objekten sichtbar wird, ohne dass diese zerstört werden.

 

Gab es ein besonderes Erlebnis, das Deine Leidenschaft für Wissenschaft auslöste?

Es gab kein besonderes Schlüsselerlebnis. Ich war schon immer neugierig und wollte verstehen, wie die Dinge funktionieren und habe nicht aufgehört zu fragen. Mit dem ingenieurwissenschaftlichen Studiengang habe ich die Grundlagen für ein umfassendes Verständnis und Wissen gelegt: Ich verstehe grundsätzlich, was da passiert, mathematisch, physikalisch und informationstechnisch. Alles Weitere habe ich bei meiner Arbeit am Entwicklungszentrum Röntgentechnik EZRT gelernt. Der Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen und die gegenseitige Unterstützung sind für mich und meine Arbeit ausschlaggebend. 

 

Das Interview führte Saskia McDonagh, Redaktion Fraunhofer IIS Magazin

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Egal, ob Sie gerade erst in die Forschungspraxis eingestiegen sind oder einsteigen wollen, schon einschlägige Berufserfahrung gesammelt haben oder bereits ein Team leiten: Es lohnt sich, unser Programm genauer zu betrachten, wenn Sie Ihrer Karriere zusätzliche Dynamik verleihen möchten. 

 

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