5G and Beyond

Mit 5G ist es gelungen, die Leistungsfähigkeit des Mobilfunks nochmals deutlich zu steigern und auf ein neues Level zu heben. Denn die neue Generation bietet nicht nur höhere Datenraten, sondern zieht zugleich in völlig neue Bereiche ein und ebnet damit den Weg für Anwendungen, die bisher undenkbar waren. Insbesondere für die Industrie- und Fahrzeugkommunikation sowie das Internet of Things (IoT) bietet die intelligente Vernetzung von Objekten die Möglichkeit, Produkte, Systeme und Prozesse innovativ weiterzuentwickeln.

Als anwendungsorientiertes Forschungsinstitut schließen wir die Lücken zwischen Standardisierung und Anwendung durch die Kombination von Forschung, Standardisierungsarbeit und Erprobung in der Anwendungspraxis. Damit sind wir in allen Phasen der Etablierung von 5G involviert und gestalten den Mobilfunkstandard aktiv mit. Zudem unterstützen und beraten wir die Industrie bei der Entwicklung und Implementierung neuer und zukünftiger 5G-Technologien. 

Kommunikatives Multitalent mit hoher Leistungsbereitschaft

5G Dreieck
© Fraunhofer IIS

Ultrakurze Latenzzeiten von unter einer Millisekunde, Spitzenübertragungsraten von über 10 Gbit/s und weltweit verfügbare Funkverbindungen: Diese Stärken machen 5G zu einem wahren Multitalent. Im Vergleich zu seinen Vorgängern bringt der Mobilfunkstandard ein deutlich höheres Maß an Flexibilität und bleibt somit in der Praxis stets anpassungsfähig. Von Anwendungen, die extrem hohe Bandbreiten benötigen, über zeitkritische Prozesse, die auf einen echtzeitfähigen Funk angewiesen sind, bis hin zu IoT-Produkten, die auf eine massive Anzahl vernetzter Geräte zurückgreifen: Für jede Anforderung hat 5G die passende und bedarfsgerechte Lösung im Repertoire.

Das globale 5G-Netz befindet sich derzeit noch im Aufbau. Der Mobilfunkstandard bietet aber bereits jetzt einen großen Pool an Lösungen, mit denen unterschiedlichste Anwendungsbereiche adressiert werden können.

5G-Technologien für verschiedene Anwendungsbereiche

5G erfordert völlig neue Übertragungs- und Netzkonzepte. Wir wollen die Flexibilität des 5G-Standards nutzen, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, die auf die individuellen Bedürfnisse und Bedingungen der Industrie zugeschnitten sind. Deshalb haben wir unsere Expertise in der drahtlosen Kommunikation und Lokalisierung auf spezifische Anwendungsbereiche spezialisiert.

Non-Terrestrial Networks

Mit der Etablierung von 5G werden Satelliten zum ersten Mal konsequent als integraler Bestandteil der Kommunikationsinfrastruktur berücksichtigt. Terrestrische und satellitenbasierte Systeme verschmelzen zu hybriden Netzen. Diese sollen dabei helfen, die globale Abdeckung auszubauen und den Mobilfunk auch unter erschwerten Bedingungen aufrechtzuerhalten. Eine Option besteht darin, terrestrische Basisstationen über Satelliten an das Mobilfunk-Kernnetz anzubinden (Backhauling). Ein anderer Weg der intelligenten Vernetzung ist 5G Direct Access. Hierbei können 5G-fähige Smartphones oder Fahrzeuge direkt mit Satelliten in Kontakt treten. Mit neuen On-Board-Prozessoren – wie dem Fraunhofer On-Board-Prozessor (FOBP) – lassen sich Satelliten sogar so konfigurieren, dass sie die Funktion einer 5G-Mobilfunkbasisstation übernehmen und abgelegene Regionen, Flugzeuge und Schiffe mit Breitbandinternet versorgen.

Um die Integration von Satelliten in die 5G-Generation voranzutreiben, haben wir einen Simulator für Non-Terrestrial Networks entwickelt. Mit diesem können Hersteller und Betreiber von Satelliten die Flugbahnen, die in hybriden Netzen zu erwarten sind, virtuell reproduzieren und damit die erwartbare Performance vorhersagen. Zu den Prognose-Parametern gehören etwa die abgedeckte Fläche oder der maximale Durchsatz. Sollen Anwendungen hingegen frühzeitig und direkt im Feld erprobt werden, kommt unsere Demonstrationsplattform zum Einsatz, die sowohl für GEO- als auch für LEO-Satellitenübertragungstests geeignet ist.

Network Energy Savings

Je mehr neuartige Anwendungsfälle durch 5G entstehen, umso massiver werden die Datenmengen, die dabei übertragen, verarbeitet und gespeichert werden müssen. Auch wenn die Energieeffizienz mit 5G im Vergleich zu den vorherigen Mobilfunkgenerationen bereits deutlich verbessert werden konnte, vergrößern insbesondere Basisstationen mit ihrem hohen Stromverbrauch den CO2-Fußabdruck. Hinzu kommen stetig steigende Energiekosten. Für Netzbetreiber besteht somit neben dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit auch ein finanzieller Anreiz, neue Konzepte zu entwickeln, die einen energieeffizienten und ressourcenschonenden Betrieb von Mobilfunknetzen ermöglichen. So können zum Beispiel Basisstationen in einen jeweils optimal angepassten »Schlafmodus« versetzt werden, sobald diese aufgrund einer geringen Anzahl an 5G-Nutzern (zum Beispiel in der Nacht) nicht ausgelastet sind.

Wir wollen die Netzbetreiber auf ihrem Weg zum klimaneutralen Mobilfunk unterstützen. Deshalb beraten wir Unternehmen auf Basis unserer aktiven Standardisierungsarbeit bei der Optimierung ihrer Konzepte. Zusätzlich entwickeln wir ein Tool für Network Energy Savings, mit dem die neuesten zur Energieeinsparung entworfenen Methoden und Maßnahmen simuliert werden können. So lässt sich detailliert untersuchen, ob die gewünschten Effizienzeffekte tatsächlich erzielt werden. Für den Einsatz in realen Mobilfunknetzen arbeiten wir wiederum am Projekt »5G-ECONET«.

Industriekommunikation

Mit 5G findet der Mobilfunk auch seinen Weg in die Produktionshallen. Beispiele hierfür sind die echtzeitfähige Steuerung von Robotern oder die exakte Positionsbestimmung von Waren. Denn mit der Digitalisierung verändert sich die industrielle Produktion, die flexibler und nahezu selbstorganisierend wird. Autonome Objekte, drahtlose Kommunikation und Echtzeitsensorik führen zu neuen Formen der dezentralen Steuerung und Ad-hoc-Gestaltung von Prozessen. 5G-Technologien bieten hier mit ihrer hohen Bandbreite und geringen Latenz eine optimale Lösung, die den Anforderungen der Industriekommunikation gewachsen ist und dadurch deren Leistungsfähigkeit deutlich steigern kann. Der Mobilfunk wird zudem zum Weichensteller für das »Industrial Metaverse«, das Produktionshallen in virtuell-immersive Welten verlagert, um industrielle Abläufe zu optimieren. Hierfür ist die drahtlose 5G-Konnektivität unerlässlich, da vielfältige Interaktionen und Interdependenzen zwischen Menschen und Maschinen in Echtzeit reproduziert werden müssen.

In unserem Testbed »Industrie 4.0« haben Firmen die Chance, ihre Anwendungen unter realitätsnahen und kontrollierten Bedingungen auf den Prüfstand zu stellen. Der Einsatz von industriellen 5G-Features kann auf diese Weise gewissenhaft vorbereitet werden. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass wir unser Testbed mit Open-RAN-Equipment ausgestattet haben. Dementsprechend sind Unternehmen nicht mehr auf einen einzelnen Provider angewiesen, sondern können ihr Equipment diversifizieren und an individuelle Kontextfaktoren anpassen. Und für Betriebe, die nicht nach Nürnberg kommen, sondern die 5G-Testinfrastruktur zu sich holen möchten, haben wir noch eine weitere Lösung: unser mobiles Campusnetz, mit dem ein lokales und maßgeschneidertes 5G-Netz direkt vor Ort ausprobiert werden kann.

V2X-Kommunikation

Damit die vernetzte Mobilität zur Realität wird, reicht es nicht aus, dass Fahrzeuge ihre Daten nur über verfügbare Basisstationen senden. Vielmehr muss sich das Fahrzeug zu einer fahrenden Kommunikationszentrale weiterentwickeln, die auch an Orten ohne Mobilfunkabdeckung direkt mit anderen Verkehrselementen in Kontakt treten kann. So kommunizieren Fahrzeuge untereinander (Vehicle-to-Vehicle), um sich zum Beispiel gegenseitig vor Gefahrenstellen zu warnen, mit der Straßeninfrastruktur (Vehicle-to-Everything – V2X), die aktuelle Geschwindigkeitsbeschränkungen bekannt gibt, oder mit dem Internet, das die Stausituation entlang der weiteren Route meldet.

Hier bietet sich die Verwendung von Sidelink für die direkte Fahrzeugkommunikation an. Hersteller von Automobilanwendungen, On-Board-Units oder Fahrzeugelektronik stehen jedoch vor dem Problem, ihre Produkte testen zu müssen, obwohl noch keine Sidelink-fähigen Endgeräte in Fahrzeugen verfügbar sind. Deshalb haben wir unsere C-V2XSim entwickelt, die es erlaubt, Straßenverkehr inklusive Fahrzeugbewegungen virtuell nachzubilden, Basisstationen in spezifischen Gebieten zu verteilen und schließlich die Kommunikationspotenziale der einzelnen Elemente zu simulieren. Einen Schritt weiter gehen unser Automotive Testbed in Rosenheim sowie unsere Demonstrationsplattform für Sidelink. Hier können die entsprechenden 5G-Anwendungen einer Prüfung unter realistischen Bedingungen unterzogen werden.

Profitieren Sie von unserem 5G-Wissen

Die Einführung von 5G-Technologien erfordert aufgrund der Komplexität des Themas sowie der zahlreichen Einflussfaktoren ein fundiertes Vorgehen. Mit unserem Know-how aus der Forschung an drahtlosen Kommunikationssystemen und unseren Aktivitäten in der laufenden Standardisierung helfen wir Unternehmen dabei, die optimale 5G-Strategie zu finden. Außerdem stehen wir Ihnen auch dann zur Seite, wenn es an die konkrete Umsetzung geht, indem wir Ihre Technologien lösungsspezifisch anpassen und geeignete Prototypen entwickeln.

Wissen und
Beratung

  • Schulungen und Workshops
  • Erstellung von technischen Gutachten und Machbarkeitsstudien
  • Technologisch-wissenschaftliche Beratungsleistungen mit Bezug zur 5G-Standardisierung

Planung und Projektbegleitung

  • Konzepterstellung: Entwicklung von Use-Case-Szenarien und Umsetzungsplanung
  • Unterstützung bei der Technologiewahl: Simulationen zur technischen Leistungsfähigkeit verschiedener Funktechnologien und Technologievergleiche
  • Erstellung von Frequenznutzungskonzepten und Unterstützung bei der Beantragung von Frequenzen
  • Technische Koordination während der Umsetzungsphase von 5G-Projekten

Forschung und Entwicklung

  • Technologieentwicklung
  • Prototypenentwicklung
  • Validierung und Labor-/Feldtests
 

Coexistence Study for the Evaluation of LTE/5G FDD and 5G TDD Scenarios

im Auftrag von: Vodafone GmbH 

Das Ziel der Studie ist es, die Koexistenz eines bestehenden 4G/5G Mobile/Fixed Communication Network (MFCN) und des geplanten 4G/5G-Netzwerks für Züge, genannt Future Railway Mobile Communication System (FRMCS), das auch im 3GPP-Kontext als Railway Mobile Radio (RMR) bekannt ist, zu analysieren. Unsere Studie untersucht die Bedingungen, unter denen beide Netzwerke mit minimalen Störeinflüssen koexistieren.

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